Ab in die Kanalisation
Dass es nicht nur über, sondern auch unter der Erde, zumindest virtuell, viel Spannendes zu sehen gibt, konnten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9a und 9d im Rahmen des „Tags des Handwerks“ am 10.04.2025 erleben, hatte sich Frau Hämmerlein im Vorfeld doch viele Gedanken gemacht und einen überaus interessanten Vormittag bei vier Firmen in Gerolzhofen organisiert. Neben Kanal Türpe, Ludwar Elektrobau und Döpfner Fensterbau besichtigten die Schülerinnen und Schüler auch die Spedition und NFZ-Werkstatt Gress. In vier Gruppen waren die Jugendlichen mit Herrn Franz, Frau Hämmerlein, Frau Krug und Herrn Topf in der Kleinstadt unterwegs, um einen Einblick in vier verschiedene Handwerksbetriebe und die unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen zu bekommen. Knapp 50 Minuten dauerte jede Besichtigung, bei der die Neuntklässler auch selbst tätig werden durften. Initiiert von der Handwerkskammer sollen die jungen Heranwachsenden im Rahmen der Berufsfindung Handwerksberufe kennenlernen.
Überrascht waren die Schüler zunächst, dass die als hierzulande bezeichnete „Flex“ eigentlich „Winkelschleifer“ heißt, und auch, dass es den Beruf „Umwelttechnologe/in“ erst seit einem Jahr gibt. Diesen kann man bei der bekannten Firma „Kanal Türpe“, deren Fuhrpark 180 Fahrzeuge und 200 Mitarbeiter umfasst, erlernen. Das Unternehmen bietet einen 24/7- Service, das heißt, dass an 365 Tagen rund um die Uhr jemand erreichbar ist, um den Kunden zu helfen. Kinofeeling kam auf, als den Schülern Popcorn, Softdrinks und ein interessanter Film zu der Firma und den Berufsbildern geboten wurde. Dass man ganz schön viel Kraft braucht, um ein Kanalrohr zu reinigen, konnten dann Lehrer wie Schüler selbst erfahren, als sie mit ganzem Körpereinsatz einen Wasserschlauch zunächst in die Kanalisation herabließen und anschließend aus dem Rohr zogen. Etwas weniger Kraft, dafür aber mehr Fingerspitzengefühl, war beim Einsatz der Kamera für die TV-Untersuchung nötig. Ziel ist die sogenannte „grabenlose Sanierung“, bei der mit einer HD-Kamera die defekte Stelle im Rohr gesucht wird, um dieses dann von innen zu reparieren.
Informativ war der Besuch bei der Firma Döpfner Fensterbau. In dem Betrieb findet eine so genannte „Just-in-time-Produktion“ statt, was in dem Fall konkret bedeutet, dass das Holz für die Fenster maximal zehn Tage in der Firma verbleibt, bis das fertige Endprodukt ausgeliefert wird, was Lagerkosten spart. Auch aus diesem Grund wird das Holz auf Paletten sortiert nach Kundenaufträgen vom Sägewerk geliefert, sodass das Endprodukt noch schneller hergestellt werden kann. Die Firma produziert die Fenster und Türen allerdings nicht für den Endkunden, sondern für einen Zwischenhändler, der die Waren weiterverkauft.
Wieviel Kraft notwendig ist, um eine Schraube erst mit 10, dann 70 und letztendlich 120 Newtonmeter mit dem Drehmomentschlüssel festzuziehen, wissen die Schüler nun nach dem Besuch bei der Spedition Gress. Etwas weniger anstrengend waren das Reifenwechseln und das Gewindeschneiden.
Der Familienbetrieb Ludwar Elektrobau GmbH blickt auf eine Firmengeschichte von über 50 Jahren zurück. Leistung und Qualität in den Bereichen Elektrotechnik und Tiefbau sind seitdem ein großes Anliegen. An drei Stationen konnten die Jugendlichen Tätigkeiten ausführen, die im Elektrobau in der Ausbildung wichtig sind. Feinmotorisches Geschick war am Spleißgerät gefordert, da beim Verbinden zweier Glasfaserkabel äußerst präzise gearbeitet werden muss. Heiß wurde es beim Reparieren eines Kabels mit Hilfe eines Schrumpfschlauchs und Gasbrenners. Das Herstellen witziger Figuren aus Kabeln und Kontakten bildete den Abschluss des Besuchs bei der Elektrobau-Firma.
„Ein sehr kurzweiliger Schultag“, stellten die Schüler fest, als sie nach vier Stunden wieder im Bus nach Ebrach saßen. Wir bedanken uns bei den Firmen für den interessanten und gewinnbringenden Vormittag und die Möglichkeit, unseren Schülerinnen und Schülern einen Einblick in das Handwerk zu geben. (kd)